Auswirkungen chronisch, entzündlicher Darmerkrankungen auf die Augenoberfläche. Ein Blick in den Darm kann sich in vielen Fällen lohnen!

Nicht nur moderne Neurologen nutzen die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Proktologen, auch wir haben erkannt, dass viele chronische Darmerkrankungen oftmals Symptome an der Augenoberfläche und trockene Augen auslösen können oder diese verstärken.

Chronische Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und bakterielle Ungleichgewichte der Darmbesiedlung zählen zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED).

Diese Erkrankungen werden bei uns mit in den anamnestischen Fokus genommen. Die Beschwerden dieser Erkrankungen beschränken sich jedoch nicht immer nur auf den Magen-Darm-Trakt. Es können auch Symptome an anderen Körperbereichen entstehen, zum Beispiel an den Augen, der Haut und der Lidhaut am Auge. Der Fachbegriff dafür ist „extraintestinale Manifestationen“, was so viel bedeutet wie Krankheitsbilder, die außerhalb des Gastrointestinaltrakts bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa auftreten, eine gemeinsame Entstehung haben und die sich trotzdem auch außerhalb des Verdauungstrakts zeigen können. Risiken für die Entwicklung dieser Erkrankungen sind unter anderem zunehmendes Alter, lange Krankheitsdauer, Rauchen (sowohl bei Morbus Crohn als auch bei Colitis ulcerosa) und genetische Faktoren. Bei dem Ungleichgewicht der Darmflora (Fehlbesiedelung guter und schlechter Bakterien) sind häufig Nahrungsmittelunverträglichkeiten und falsche Ernährungssituationen die Auslöser.

Zwei Beobachtungsstudien haben näher betrachtet, wann eine CED bei Menschen mit Augen- oder Hauterkrankungen auftritt, die auch bei CED gehäuft vorkommen.Die Ergebnisse zeigen, dass Patienten mit Hauterkrankungen ein sechsfach erhöhtes Risiko haben, auch eine CED zu bekommen. Bei Augenerkrankungen bestand ein zweifaches Risiko.
 

Allen Beschwerden bei CED nachgehen

Die möglichen Beschwerden außerhalb des Darms bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa zeigen, dass sich der Krankheitsprozess auf den gesamten Körper auswirkt. Ihm liegt eine Fehlleitung des Immunsystems zugrunde, die sich unterschiedlich äußern kann. Ein Beispiel für eine Hauterkrankung, die im Zusammenhang mit der CED stehen kann, ist das Erythema nodosum (eine häufig schmerzhafte, entzündliche Hautveränderung mit rötlichen Papeln, die vorzugsweise über der Vorderseite des Schienenbeines auftritt). Dabei kommt es zu einer Entzündung des Unterhautfettgewebes, zu Knotenbildung und Rötungen an der Haut, meist an den Streckseiten der Unterschenkel. Zu den Augenerkrankungen zählen die Episkleritis (oberflächliche Lederhautentzündung), die Skleritis (tiefe Lederhautentzündung) und die Uveitis (Entzündung der Regenbogenhaut), die sich durch Schmerzen, Lichtempfindlichkeit oder Rötungen des Auges bemerkbar machen kann. Treten bei Patienten solche Beschwerden auf, die auf eine extraintestinale Manifestation hinweisen können, ist es wichtig, sich umgehend an den behandelnden Gastroenterologen oder Proktologen zu wenden. Viele Patienten bemerken zuerst gerötete, trockene Augen und bemerken spürbar noch keine Symptomatiken im Magen-Darm-Bereich.

Deshalb ist es sinnvoll, alle Symptome der Patienten mit trockenen Augen ernst zu nehmen und öfters auch den interdisziplinären Weg, unabhängig von der traditionellen Augenheilkunde, einzuschlagen.

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